Mittwoch, 10. Juli 2013

Nummer 5 lebt! (Winter 1976)



Ich war bei einem Freund zu Besuch, und in seinem Zimmer lag etwas, was meine Aufmerksamkeit erregt, ja mich regerecht nervös machte, es war schwarz, schwer und wunderschön! „Was ist das?“ fragte ich Ihn, „ach, das ist die E-Gitarre eines Freundes, die ich ausversehen umgeworfen habe, dabei ist das Teil da oben gebrochen, ich hab´s meiner Versicherung gemeldet, und er hat eine neue bekommen und mir die alte gegeben. Willst du die haben?“ Ob ich wollte? Natürlich wollte ich! Kann doch nicht so schwer sein einen Hals neu zu verleimen. Tatsächlich hat er mir das Teil dann geschenkt. Es war eine schwarze Les Paul, die stak an das Custom Modell angelehnt war, sie hatt goldene Hardware, die glänzte wie verrückt. Ich habe ziemlich lange gebraucht den Hals so zu leinem, das er die Saitenspannung aushielt, und weil ich Angst hatte das der Hals wieder bricht, habe ich die Bruchstelle mit schwarzem Zwirn umwickelt, den ich vorher in Leim getränkt hatte.  Das Ergebnis ließ sich zwar sehen, aber leider war die Gitarre ziemlich Bund unrein und man konnte nur bestimmte Akkorde sauber darauf spielen, andere klangen trotz richtiger Stimmung irgendwie schief. Wie man das hätte reparieren können wusste ich damals noch nicht. Auch war der Kopf beim Anleimen leicht schief geworden, aber die Saitenlage war perfekt und sie ließ sich spielen, nicht so gut wie meine Fairmont. Auf der Kopfplatte Stand „luxor“  und sie Klang irgendwie Fetter und voller als meine Fairmont. Wow ich hatte jetzt 5 Gitarren, ich war ein König!
Hier mal die Specks der luxor:

Body und Hals Mahagoni, Decke Ahorn, 2 echte fette Humbucker, Goldhardware und Blockinlays.





Jetzt werden wir Rocker (Herbst 1976)



Eine Strat war also nicht das was ich wollte, das wußte ich schon mal. Erst knapp 30 Jahre später würde meine Liebe zu diesen Instrumenten erblühen. Wenn ich ehrlich bin, kannte ich damals auch gar nicht so genau den Unterschied zwischen den einzelnen Gitarren. Ich hatte ja inzwischen genug Nachmittage in Musikhaus Bössmann und Rohlfing in Osnabrück verbracht. Ich wusste genau was ich wollte, sie war schwer, klang leicht und sah klasse aus. Es war eine Les Paul Kopie von der Firma Fairmont, die es mir angetan hatte, sie kostete mich damals 280DM incl. Eines Formkoffers. Kurz danach las ich eine Kleinanzeige in unserer Zeitung:

Gitarrenamp zu verkaufen Sound City 120 120W mit Selbstbaubox VHB800DM

Was soll ich sagen, hingefahren, angespielt und begeistert. Mein Vater war mit und steuerte die fehlenden 80DM bei. Das Teil war ein Monster, und ich wusste gar nicht was ich da hatte. Es war ein Vollröhren Stack mit 120W, und einer 1x12“ Box. Eigentlich war die Box viel zu klein für das Ding, aber da ich den Lautstärkeregler das Amps in der ganzen Zeit in der ich Ihn hatte nie über 5 drehen konnte, weil ich damit Häuser zum Einsturz gebracht hätte, war das irrelevant. Der Cleansound war fantastisch, nur war er eben ums verrecken nicht ans verzerren zu bekommen. Bei den Bandproben war ich jetzt der King, und unser zweiter Gitarrist war ziemlich unter Druck. Wir spielten nun die Orgel und die beiden Gitarren über meinen Amp, und sogar ein Mikro konnten wir noch anschließen, denn der Amp hatte sage und schreibe vier Kanäle. Doch es zeigte sich bald das auch diese Lösung nur behelf war, und außerdem richtiger Rocksound war das immer noch nicht. Kurz darauf, kam unser zweiter Gitarrist, mit einer Strat Kopie von Oakland an und das brachte uns schon ein Stück weiter. Auch hatte ich mir bei Conrad Elektronik einen einfachen Verzerrer bestellt, und so konnte ich schon richtig losrocken. Wir hatten aber noch ein Problem, der Sound City klang zwar super wenn man ein Instrument darüber spielte, aber wenn man alle vier Kanäle gleichzeitig nutzte ergab sich mehr so ein Brei, und außerdem konnte man nur zwei der vier Kanäle Regeln, was zusätzliche Probleme in der Abstimmung machte. Aber immerhin, ein Anfang war gemacht. 
 


Noch einige Fakten zur Fairmont:
Body vermutlich ein Hartholz, aber kein Mahagoni, eventuell Linde; Decke Ahorn, geschraubter Hals, offene Kluson Tuner, TOM Bridge und Stoptail, Plastiksattel, und die beiden Humbucker waren eigentlich Singlecoils, das merkte ich aber erst viel später.





Die erste echte Stratocaster (wie gewonnen so zerronnen)(Sommer 1976)


Was könnte ich mich heute ärgern! Ich hatte in den Sommerferien 1976 bei den Schwiegereltern meiner Schwester vier Wochen in einem Supermarkt in Berlin gearbeitet, und dort 1000DM verdient. Klar das war für die neue Elektrische und den Amp. Auf dem Rückweg von Berlin besuchte ich meine Schwester in Hannover. Sie hatte einen Freund zu Besuch der gerade eine E Gitarre verkaufen wollte. Und was zeigte er mir, eine 1972er Fender Stratocaster in Sunburst mit Rosewood Fretboard und großer Kopfplatte in einem Formkoffer. Er gab mir die Gitarre sogar für drei Wochen zum ausprobieren mit nach Hause, aber was soll ich sagen, sie gefiel mir einfach nicht, und ging mit 350DM inkl. Koffer weit über das Budget das ich eingeplant hatte, denn Amps waren damals sehr teuer. Ich brachte sie ihm also zurück. Wenn´s mir schlecht geht, denke ich manchmal dran was wäre wenn ich sie damals genommen hätte und heute noch hätte. Na ja, es hat nicht sollen sein.

Dienstag, 9. Juli 2013

Die erste Elektrische und der erste Röhrenverstärker (Früjahr 1976)




Das mit der Band nahm immer konkretere Formen an. Wir hatten schon einen Schlagzeuger mit einem echten Pearl Schlagzeug, einen Keyborder, mit einer original Hamond Heimorgel (wie oft habe ich das Teil beim schleppen später verflucht) und zwei Gitarristen mit Konzertgitarren und einer Westerngitarre. Nicht das, was man für eine richtige Rock Band braucht.

Auf dem Flohmarkt in Osnabrück fand ich dann meine erste Elektrische, für damals 5DM. Es war eine Herticaster, so nannte man die Gitarren die damals im Set mit Vertärker für kanpp 100DM in Kaufhäusern wie Hertie Horten und Quelle verkauft wurden. Es war die absolute Billigversion mit genau einem Tonabnehmer und das Design sollte an eine Fender Stratocaster erinnern. Die Saitenlage war katastrophal und da ich auch keine Ahnung hatte wie man das ändern konnte (Sie hatte schon einen Trussrod) wurden die alten Saiten gestimmt und los gings. Für neue Saiten hatte ich natürlich kein Geld mehr. Leider war sie aber ohne Vertärker sehr leise. Ich lötete mir ein Kabel zusammen und schloss sie an ein altes Röhrenradio (Loewe Opta) von Sperrmüll an. Jo, das wuppte. Lange nicht laut genug um mit dem Schlagzeug mitzuhalten, aber es ging. Die Bandproben bestanden deshalb mehr aus Schwärmereien von neuem Equipment als aus Musik machen, und jeden Tag nach der Schule trafen wir uns um die verschiedenen Musikgeschäfte Osnabrücks abzuklappern und elektrisch Gitarren auszuprobieren.

Hier mal Bilder von der alten Schönheit, sie ist immer noch spielbar, klingt gar nicht so schlecht und hat mittlerweile nachdem ich sie komplett renoviert habe eine sehr gute Saitenlage.
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Hier mal Bilder von der alten Schönheit, sie ist immer noch spielbar, klingt gar nicht so schlecht und hat mittlerweile nachdem ich sie komplett renoviert habe eine sehr gute Saitenlage.